Die Haltung der Kirche zu den „Erscheinungen“ in Medjugorje


Nach­dem Tomis­lav Vla­sic, den der dama­li­ge Bischof von Mostar Pavao Zanic als eigent­li­chen Draht­zie­her der „Erschei­nun­gen“ bezeich­ne­te, aus dem Fran­si­ka­ner­or­den und dem Kle­ri­ker­stand aus­trat doku­men­tie­ren wir die Hal­tung der Kir­che zu den „Erschei­nun­gen in Medjugore“. 

Anzei­ge

Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ver­häng­te gegen Gegen Tomis­lav Vla­sic Sank­tio­nen, weil gegen ihn Vor­wür­fe wegen Unge­hor­sam, Ver­brei­tung von Irr­leh­ren sowie sexu­el­ler Umgang erho­ben wur­den. Ihm wur­de jeg­li­cher öffent­li­cher Auf­tritt ver­bo­ten, außer­dem soll­te er sich in ein fran­zis­ka­ni­sches Klo­ster in Nord­ita­li­en zurückziehen.

GLAUBENSKONGREGATION, VATIKAN, PALAST DES HL. OFFIZIUMS, Pr. Nr. 154/81–06419 (Abschrift des Ori­gi­nals), 26. Mai 1998
An Sei­ne Exzel­lenz Mgr. Gil­bert Aubry, Bischof von Saint-Denis auf der Insel Réunion!

Exzel­lenz, In ihrem Brief vom 1. Janu­ar 1998 stell­ten Sie dem Dik­aste­ri­um ver­schie­de­ne Fra­gen, die die Stel­lung des Hei­li­gen Stuhls und des Bischofs von Mostar hin­sicht­lich der sog. „Erschei­nun­gen“ von Med­jug­or­je wie auch die pri­va­ten Pil­ger­fahr­ten und die pasto­ra­le Für­sor­ge der Gläu­bi­gen, die sich nach Med­jug­or­je bege­ben, betref­fen. In die­ser Hin­sicht – unter Berück­sich­ti­gung der Tat­sa­che, daß ich es nicht für mög­lich hal­te, auf jede ihrer Fra­gen zu ant­wor­ten – möch­te ich vor allem beto­nen, daß der Hei­li­ge Stuhl nicht die Gewohn­heit hat, auf der ersten Instanz, eine eige­ne Stel­lung zu den angeb­li­chen über­na­tür­li­chen Erschei­nun­gen ein­zu­neh­men. Des­halb hält sich das Dik­aste­ri­um hin­sicht­lich der Glaub­wür­dig­keit der bewuß­ten „Erschei­nun­gen“ ein­fach an das, was die Bischö­fe von Ex-Jugo­sla­wi­en in Zadar am 10. April 1991 erklärten:

„…Auf­grund der bis­he­ri­gen Unter­su­chun­gen kann man noch nicht bestä­ti­gen, daß es sich hier um über­na­tür­li­che Erschei­nun­gen, Offen­ba­run­gen handelt.“ 

Nach der Auf­tei­lung Jugo­sla­wi­ens in ver­schie­de­ne unab­hän­gi­ge Staa­ten, fie­le es nun auf die Mit­glie­der der Bischofs­kon­fe­renz von Bos­ni­en und Her­ze­go­wi­na, even­tu­ell die Unter­su­chung die­ser Ange­le­gen­heit erneut auf­zu­neh­men und, gege­be­nen­falls, neue Erklä­run­gen zu geben. Was die Äuße­rung Sei­ner Exzel­lenz Mgr. Peric in einem Brief an den Gene­ral­se­kre­tär der „Christ­li­chen Fami­lie“ betrifft, in der es heißt: „Mei­ne Über­zeu­gung und mei­ne Stel­lung ist nicht nur ‚Non cons­tat de super­na­tu­ra­li­ta­te‘ son­dern eben­falls auch ‚cons­tat de non super­na­tu­ra­li­ta­te‘ der Erschei­nun­gen und Offen­ba­run­gen von Med­jug­or­je“, soll­te man die­se als eine per­sön­li­che Über­zeu­gung des Bischofs von Mostar betrach­ten, der als Orts­bi­schof immer das Recht hat, das aus­zu­drücken, was sei­ne eige­ne Mei­nung ist und bleibt. Um schließ­lich auf die Pil­ger­fahr­ten nach Med­jug­or­je zu spre­chen zu kom­men, die pri­va­ter Natur sind, bleibt die Kon­gre­ga­ti­on bei ihrer Mei­nung, daß sie erlaubt sind, solan­ge sie nicht als eine Aner­ken­nung der gegen­wär­ti­gen Ereig­nis­se betrach­tet wer­den, die die Kir­che noch prü­fen muß.

In der Hoff­nung, Ihnen eine zufrie­den­stel­len­de Ant­wort zumin­dest auf die wich­tig­sten Fra­gen, die Sie dem Dik­aste­ri­um gestellt haben, gege­ben zu haben, ver­blei­be ich hochachtungsvoll
Mgr. Tar­cis­io Ber­to­ne (Sekre­tär der „Kon­gre­ga­ti­on“, zu die­ser Zeit gelei­tet von Kar­di­nal Ratzinger)

Außer­dem ist fol­gen­de Beur­tei­lung zu beachten:

Am 2. und 3. Juli 1996 wur­de in Sara­je­wo die VI. Regel­mä­ßi­ge Sit­zung der Bischofs­kon­fe­renz von Bos­ni­en und Her­ze­go­wi­na (BK BiH) abge­hal­ten. Anwe­send waren alle ihre Mit­glie­der: der Vor­sit­zen­de Kar­di­nal Vin­ko Pul­jic, der Bischof von Mostar Rat­ko Peric und der Hilfs­bi­schof von Vrhbos­na Pero Sudar. Wir heben aus die­ser Sit­zung nur den Text her­vor, der sich auf die Erschei­nun­gen der Mut­ter­got­tes in der Pfar­rei von Med­jug­or­je bezieht:

„Der Bischof von Mostar unter­rich­tet die Kon­fe­renz über die offi­zi­el­len Brie­fe der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, die an zwei fran­zö­si­sche Bischö­fe hin­sicht­lich der Pil­ger­fahrt nach Med­jug­or­je gerich­tet sind. In den Brie­fen steht, unter ande­rem, daß ‚offi­zi­el­le Pil­ger­fahr­ten nach Med­jug­or­je, ver­stan­den als Ort glau­bens­wür­di­ger maria­ni­scher Erschei­nun­gen, weder von Pfar­rei­en noch von Diö­ze­sen orga­ni­siert wer­den dür­fen, da dies in Wider­spruch zu dem stän­de, was die Bischö­fe des Ex-Jugo­sla­wi­ens in ihrer Erklä­rung vom 10. April 1991 (sie­he Glas Kon­ci­la, 30.06.1996) fest­leg­ten. ‚Die Bischö­fe haben die­se kirch­li­che Hal­tung zur Kennt­nis genom­men und wer­den sich dem­entspre­chend auf dem Gebiet ihrer Diö­ze­sen verhalten.“

Quel­le: https://​www​.med​jug​or​je​.hr /​ Sprach­li­che Feh­ler der Über­set­zung wur­den verbessert.

(news​.stjo​sef​.at/ JF)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!