Papst setzt sanfte Reform der Liturgiereform konsequent fort – Die Liturgiekongregation bleibt ein unruhiges Feld


(Rom) Bereits am Sams­tag dürf­ten wei­te­re Per­so­nal­ent­schei­dun­gen des Vati­kans bekannt­ge­ge­ben wer­den. Msgr. Albert Mal­colm Ran­jith Rat­aben­di­ge Don, der Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, soll zum zwei­ten Mal die römi­sche Kurie ver­las­sen und in sei­ne Hei­mat Sri Lan­ka zurück­keh­ren. Papst Bene­dikt XVI. wird ihn zum neu­en Erz­bi­schof von Colom­bo ernen­nen. Zudem soll er beim näch­sten Kon­si­sto­ri­um zu den Anwär­tern auf die Kar­di­nals­wür­de zählen.

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Msgr. Ran­jith war 1991 von Papst Johan­nes Paul II. zum Weih­bi­schof des Erz­bis­tums Colom­bo auf Sri Lan­ka beru­fen wor­den. 1995 wur­de er Diö­ze­san­bi­schof von Rat­na­pura. 2001 berief ihn der Papst als Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker nach Rom. Die Kon­gre­ga­ti­on wur­de damals von Cre­scen­zio Kar­di­nal Sepe gelei­tet. Da es ein offe­nes Geheim­nis war, daß es zwi­schen bei­den kein beson­de­res Ein­ver­neh­men gab, wur­de Msgr. Ran­jith 2004 wenig über­ra­schend aus Rom ent­fernt, aller­dings sehr über­ra­schend als apo­sto­li­scher Nun­ti­us nach Indo­ne­si­en und Ost-Timor ent­sandt, obwohl er nicht dem diplo­ma­ti­schen Dienst des Hei­li­gen Stuhls ange­hör­te. Der Betrof­fe­ne emp­fand die Ent­fer­nung als unge­rech­te Strafe.

Mit dem dama­li­gen Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger, ver­band ihn eine lan­ge Bekannt­schaft. So ver­wun­der­te es nicht, daß Papst Bene­dikt XVI. Msgr. Ran­jith bald nach sei­nem Amts­an­tritt nach Rom zurück­hol­te und zum Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung ernann­te. Beob­ach­ter rech­ne­ten damit, daß Msgr. Ran­jith die Nach­fol­ge von Fran­cis Kar­di­nal Arin­ze als Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on antre­ten würde.

Für sei­ne Geg­ner steht Msgr. Ran­jith lit­ur­gisch den Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten in der katho­li­schen Kir­che und der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. zu nahe. Man warf ihm „unbe­dach­te“ Pres­se­inter­views vor, in denen er sei­ne Wor­te „nicht aus­rei­chend abge­wo­gen“ hät­te. So schwand zunächst die Aus­sicht auf die Nach­fol­ge von Kar­di­nal Arin­ze, die aller­dings auf den von ihm sehr geschätz­ten spa­ni­schen Pur­pur­trä­ger, Anto­nio Cani­zares Llove­ra, fiel. Nun erfolgt sei­ne zwei­te Ent­fer­nung aus der römi­schen Kurie.

Als Erz­bi­schof von Colom­bo über­nimmt er aller­dings eine Diö­ze­se, die für die katho­li­sche Kir­che in Asi­en von Bedeu­tung ist, denn ein beson­de­res Augen­merk des Pap­stes gilt dem größ­ten Kon­ti­nent der Welt, der jedoch den klein­sten Katho­li­ken­an­teil zählt.

Andrea Tor­ni­el­li, Vati­ka­nist der ita­lie­ni­schen Tages­zei­tung Il Giorn­a­le, meint, daß es den­noch schwer­fal­le, die Ernen­nung nicht als pro­mo­vea­tur ut ama­vea­tur zu ver­ste­hen. Der deli­ka­te Bereich der Lit­ur­gie erweist sich als Aus­tra­gungs­ort hef­ti­ger Kämp­fe zwi­schen ver­schie­de­nen Richtungen.

Kar­di­nal Cani­zares befin­det sich seit Ende der Vor­wo­che wegen einer aku­ten Throm­bo­se in der römi­schen Gemel­li-Kli­nik. Der Streß um die Nach­fol­ge­re­ge­lung für Msgr. Ran­jith habe das Lei­den ver­schlim­mert. Der Kar­di­nal erholt sich zur Zufrie­den­heit der Ärz­te, den­noch wird sein Kli­nik­auf­ent­halt noch zwei Wochen andau­ern. Am Sams­tag ist daher nicht auch mit der Ernen­nung eines Nach­fol­gers für Msgr. Ran­jiths als Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on zu rech­nen. Die ent­spre­chen­de Ent­schei­dung scheint hin­ter den vati­ka­ni­schen Mau­ern nicht leicht zu fal­len. Mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit könn­te die Wahl auf einen eng­lisch­spra­chi­gen Bischof fallen.

Die Ernen­nung ist beson­ders deli­kat, da dem künf­ti­gen Amts­in­ha­ber eine Schlüs­sel­rol­le bei der end­li­chen Befrie­dung des lit­ur­gi­schen Kampf­fel­des zukommt und er gleich­zei­tig in klei­nen, aber ent­schie­de­nen Schrit­ten jene lit­ur­gi­sche Reform der Reform umset­zen soll, die Papst Bene­dikt XVI. anstrebt. Jene Reform, die ohne unnö­ti­ge Nost­al­gi­en und ste­ri­le For­ma­lis­men aus­kom­men, die in die Zukunft gerich­tet sein, die das Zwei­te Vati­ka­num im rech­ten Maß in die jahr­tau­sen­de­al­te Kon­ti­nui­tät ein­bin­den und gleich­zei­tig mit Geduld Defor­mie­run­gen und lit­ur­gi­sche Miß­bräu­che kor­ri­gie­ren soll.

In kei­nem ande­ren römi­schen Dik­aste­ri­um kam es in den letz­ten Jah­ren zu so häu­fi­gen Sekre­tärs­wech­seln. Beob­ach­ter der lit­ur­gi­schen Ent­wick­lung in der katho­li­schen Kir­che wün­schen sich daher, daß dem künf­ti­gen Sekre­tär eine aus­rei­chend lan­ge Schaf­fens­zeit belas­sen wird, um sich rich­tig ein­zu­ar­bei­ten und effi­zi­ent mit Kar­di­nal Cani­zares und dem Papst zusam­men­ar­bei­ten zu können.

(Sacri Palazzi/​JF)

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