Dem Kondomgebrauch wird von deutschen Theologen schon fast gehuldigt. Jüngst der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch gegenüber dem Berliner Tagesspiegel „Und auch das gehört zu einer differenzierten Wahrnehmung: Daß die katholische Kirche nie gesagt hat, daß man kein Kondom in der Ehe benutzen darf, wenn einer der beiden Ehepartner Aids hat“, vor drei Jahren der deutsche Moraltheologe Prof. Schockenhoff gegenüber Radio Vatikan: Das Kondom ist erlaubt, wenn ein Partner mit HIV infiziert ist, bzw. der Gebrauch dient ja nicht dazu, „eine mögliche Empfängnis zu unterdrücken, sondern sich vor Ansteckung zu schützen. Das hat eine therapeutische Zielsetzung, und das ist auch auf der Basis der bisher geltenden kirchlichen Morallehre an sich eine andere Art von Handlung als eine künstliche Empfängnisreglung.“
Der Spezialfall des Kondomgebrauchs in der Ehe, falls einer der Gatten HIV infiziert ist und dennoch beide miteinander Verkehr haben wollen, wird von der Kirche lehrmäßig bisher nicht ausdrücklich behandelt. Es gibt aber grundsätzliche Prinzipien, die zu berücksichtigen sind.
Das Risiko, dem Ehepartner gesundheitlich zu schaden oder ihm den Tod zu bringen, ist auszuschließen. Das heißt in konkreter Schlußfolgerung, daß die Enthaltsamkeit die einzige verantwortliche Lösung ist. Es wäre das geringere Übel, daß der infizierte Partner, wenn er so unverantwortlich handele und nicht enthaltsam leben könne, doch wenigstens ein Kondom benutzen solle (bzw. die Benutzung wünscht) um das Risiko zu minimieren, ist der meistvorgetragene Einwand. Dem muß erwidert werden, daß der nicht infizierte Partner nicht durch die eheliche Pflicht gebunden ist, den geschuldeten Verkehr zu leisten.
Die Vorbehaltlosigkeit der ehelichen Hingabe wird durch den Gebrauch eines Kondoms ausgeschlossen. Es handelt sich hier nicht mehr um einen ehelichen Akt, sondern nur noch um eine Art der gegenseitigen sexuellen Stimulation. Ein Akt sexueller Stimulation, der nicht in menschlich würdiger Weise als Beginn zum eigentlichen Akt selbst hinführt, widerspricht dem Sinn und dem Ziel des ehelichen Verkehrs.
Die Benutzung eines Kondoms beraubt den sexuellen Akt seiner Offenheit für das Leben. Obwohl es sicher bei AIDS nicht wünschenswert ist, überhaupt ein Kind zu zeugen, muß dennoch nach einem sittlich verantwortlichen Weg gefunden werden, eine Empfängnis zu vermeiden. Bekanntermaßen schützt ein Kondom nicht mit voller Sicherheit vor einer Empfängnis, schlußfolgend bleibt deshalb die Enthaltsamkeit auch hier der einzige sittlich vertretbare Weg.
Die Enthaltsamkeit ist der einzig wahre Ausdruck der Liebe des infizierten gegenüber dem nicht infizierten Ehepartner.
(Josef Spindelböck/ Jens Falk)