(Jerusalem) „Gaza ähnelt immer mehr einem großen Konzentrationslager.“ Diese drastische Formulierung gebraucht Kardinal Carlo Maria Martini in einem Internet-Interview. An der Wurzel des Konflikts im Nahen Osten stehe die Tatsache, „daß keiner das Interesse des anderen wahrnimmt, sondern nur sein eigenes“. Der frühere Erzbischof von Mailand und Bibelwissenschaftler verbrachte seinen Ruhestand größtenteils in Jerusalem.
„Die Hamas ist kein Monster, sondern eine Bewegung des Widerstands gegen die israelische Okkupation der palästinensischen Gebiete.“ Das sagt der frühere Sprecher des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Raed Abushalia. Der jetzige palästinensische Pfarrer von Taybeh betont, er wolle keineswegs die Gewalt der Hamas rechtfertigen; doch sei ein Dialog mit ihr überfällig.
Taybeh ist der einzige Ort im Westjordanland, in dem auch heute noch fast ausschließlich Christen leben. In den Räumen der Pfarrei ist auch das erste christliche Radio des Heiligen Landes, nämlich das „Holy Land Radio“, untergebracht. Der von Israel und den palästinensischen Behörden genehmigte Sender, der erst an Weihnachten seinen Betrieb aufnahm, wird vor allem von der italienischen Bischofskonferenz finanziert; er übernimmt u.a. das arabische Programm von Radio Vatikan.
(RV)