Papst Benedikt XVI.: Gewebe- und Organtransplantationen sind ein großer Fortschritt


(Vati­kan) „Gewe­be- und Organ­trans­plan­ta­tio­nen stel­len einen gro­ßen Fort­schritt der medi­zi­ni­schen Wis­sen­schaft dar“, erklär­te Papst Bene­dikt XVI. heu­te Mit­tag. Für vie­le Men­schen sei­en sie ein „Zei­chen der Hoff­nung“, füg­te er hinzu.

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Mit die­sen Wor­ten emp­fing der Papst die Teil­neh­mer eines inter­na­tio­na­len Kon­gres­ses zum The­ma: „Ein Geschenk für das Leben – Über­le­gun­gen zum The­ma Organ­spen­de“, den die Welt­dach­or­ga­ni­sa­ti­on katho­li­scher Ärz­te­ver­bän­de mit Sitz im Vati­kan zusam­men mit der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben und dem ita­lie­ni­schen „Cen­tro Natio­na­le Tra­pian­ti“ orga­ni­s­ert haben.

„Bedau­er­li­cher­wei­se ist das Pro­blem der Ver­füg­bar­keit von lebens­wich­ti­gen Orga­nen für die Trans­plan­ta­ti­on nicht theo­re­tisch, son­dern dra­ma­tisch real“, so der Papst vor der Exper­ten­run­de. Das bekun­de­ten „die lan­gen War­te­li­sten für vie­le kran­ke Men­schen“, deren ein­zi­ge Hoff­nung auf Über­le­ben Organ­spen­den sei­en und die in den Kran­ken­häu­sern oft äußerst schwe­re Augen­blicke durch­ma­chen müßten.

So Papst Bene­dikt XVI. in sei­ner „von Betrof­fe­nen und Fach­leu­ten lang erwar­te­ten und erbe­te­nen Stel­lung­nah­me der Kir­che zum The­ma Organ­spen­de“, wie Dr. Tamás Csá­ky-Pal­la­vici­ni, Gene­ral­se­kre­tär der FIAMC, sich aus­drück­te. „Der Leib“, so mahn­te der Papst, „darf nie nur als Objekt gese­hen wer­den“, sonst wür­de die Logik des Mark­tes siegen.

Der Leib jedes Men­schen bil­de zusam­men mit dem Geist, der jedem gege­ben sei, ein unteil­ba­res Gan­zes, dem das Bild Got­tes selbst ein­ge­prägt sei. „Es gilt also vor allem die Men­schen­wür­de und die per­so­na­le Ein­heit des Men­schen zu schüt­zen“, bekräf­tig­te Papst Bene­dikt. Das bedeu­te für die Tech­nik der Organ­ver­pflan­zung, daß man nur etwas geben kön­ne, wenn das kei­ne ern­ste Gefahr für die eige­ne Gesund­heit und Iden­ti­tät mit sich brin­ge. „Eine Logik des Organ­ver­kaufs oder dis­kri­mi­nie­ren­de Organ­spen­de-Kri­te­ri­en … sind mora­lisch nicht erlaubt“, gab der Papst zu bedenken.

Der Miß­brauch beim Ver­pflan­zen und beim Han­del mit Orga­nen tref­fe oft Unschul­di­ge, ja sogar Kin­der. „Die For­schungs- und Ärz­te-Gemein­schaft soll­te zusam­men­hal­ten, um die­se inak­zep­ta­blen Prak­ti­ken zurück­zu­wei­sen“, so Bene­dikt XVI.

Der Papst äußer­te sich auch zum heik­len The­ma Hirn­tod. „Vita­le Orga­ne“ dürf­ten nur „ex cada­ve­re“ ent­nom­men wer­den, erklär­te. Wenn Ster­ben­de ihre Orga­ne spen­de­ten, dann müs­se „der Respekt vor dem Leben des Spen­ders“ das „Haupt­kri­te­ri­um“ sein.

Der Bischof von Rom ver­ur­teil­te auch die Erzeu­gung und Zer­stö­rung von mensch­li­chen Embryo­nen zu the­ra­peu­ti­schen Zwecken. Die Idee, den Embryo als „the­ra­peu­ti­sches Mate­ri­al“ anzu­se­hen ste­he im Wider­spruch zu den kul­tu­rel­len, gesell­schaft­li­chen und ethi­schen Grund­la­gen, „auf denen die Wür­de der Per­son gründet“.

Trans­plan­ta­ti­on, die nach einer sol­chen Ethik voll­zo­gen wür­den, ver­lang­ten, so der Papst, daß alle Sei­ten alles täten, um in Bil­dung und Infor­ma­ti­on zu inve­stie­ren, „um so mehr und mehr das Bewußt­sein für ein Pro­blem zu wecken, das sich unmit­tel­bar auf das Leben von so vie­len Men­schen aus­wirkt“. Das sei wich­tig, um Vor­ur­tei­le und Miß­ver­ständ­nis­se zu über­win­den. Schüch­tern­heit und Angst könn­ten dann durch Gewiß­heit und Sicher­heit ersetzt wer­den, „damit in allen Men­schen ein immer stär­ke­res Bewußt­sein für das gro­ße Geschenk des Lebens“ geweckt werde.

Der inter­na­tio­na­le Kon­greß führt bis mor­gen, Sams­tag, rund 1.500 Teil­neh­mer aus allen fünf Kon­ti­nen­ten zusam­men. Er soll Gele­gen­heit geben, auch die umstrit­te­nen Aspek­te und Anfra­gen im Umfeld der Organ­spen­de, die von den füh­ren­den welt­wei­ten Ver­tre­tern der Organ­trans­plant­ge­sell­schaf­ten und der oft ver­un­si­cher­ten Öffent­lich­keit erwar­tet wer­den, ja in letz­ter Zeit ver­mehrt an die Kir­che – mit der Bit­te um Rat und Stel­lung­nah­me – her­an­ge­tra­gen wur­den, aus Sicht des katho­li­schen Lehr­am­tes umfas­send zu beleuch­ten. Ins­be­son­de­re hat­te man daher betrof­fe­ne Seel­sor­ger, Ärz­te, Ethik­ko­mis­si­ons­ver­ant­wort­li­che, Moral­theo­lo­gen, Phi­lo­so­phen, Bio­ethi­ker, Juri­sten, Lebens­schutz-Akti­vi­sten und poli­tisch Ver­ant­wort­li­che zu die­sem ein­zig­ar­ti­gen Kon­gress in den Vati­kan eingeladen.

(Zenit)

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