Uiguren verlassen Hochsicherheitstrakt in Guantanamo, werden aber weiter festgehalten


(Göt­tin­gen) Ange­sichts wach­sen­der Kri­tik an der Inhaf­tie­rung von 17 Uigu­ren aus Chi­na im US-Gefan­ge­nen­la­ger Guan­ta­na­mo hat das US-Justiz­mi­ni­ste­ri­um in der ver­gan­ge­nen Woche erklärt, alle in dem Camp ver­blie­be­nen Ange­hö­ri­gen der mus­li­mi­schen Min­der­heit sei­en kei­ne „feind­li­chen Kämp­fer“, berich­te­te die Gesell­schaft für bedroh­te Völ­ker (GfbV) in Göt­tin­gen. Außer­dem sei ver­fügt wor­den, die Uigu­ren aus dem Hoch­si­cher­heits­trakt in das inner­halb der US-Mari­ne­ba­sis auf Kuba gele­ge­ne Camp Igua­na zu ver­le­gen. Dort wer­den nur Gefan­ge­ne unter­ge­bracht, die in abseh­ba­rer Zeit frei­ge­las­sen wer­den sol­len. „Dies ist ein gro­ßer Erfolg für die seit sie­ben Jah­ren unschul­dig unter unmensch­li­chen Bedin­gun­gen inhaf­tier­ten Uigu­ren“, erklär­te der GfbV-Asi­en­re­fe­rent Ulrich Delius.

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Fünf der 17 seit Janu­ar 2001 inhaf­tier­ten Uigu­ren waren bereits im Juni 2008 vom Ter­ror­ver­dacht frei­ge­spro­chen wor­den. Nun wur­de die­ser Vor­wurf auch gegen­über den übri­gen zwölf noch fest­ge­hal­te­nen Ange­hö­ri­gen der Min­der­heit fallengelassen.

Am heu­ti­gen Diens­tag (07.10.) wird das Bun­des­ge­richt in Washing­ton D.C. auf Antrag der Anwäl­te der Uigu­ren in einer Anhö­rung dar­über bera­ten, ob die Inhaf­tier­ten tat­säch­lich frei­ge­las­sen wer­den und ob ein zivi­ler Rich­ter dem US-Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­ri­um anord­nen kann, den Uigu­ren bis zu ihrer Auf­nah­me in einem Dritt­land Zuflucht in den USA zu gewäh­ren. Dies for­dern ihre Rechts­an­wäl­te seit Mona­ten. Bis­lang ver­wei­gert das US-Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­ri­um jedoch kate­go­risch, in Guan­ta­na­mo unter Ter­ror­ver­dacht Inhaf­tier­te auch nur zeit­wei­se in den USA auf­zu­neh­men. Doch auch eine Abschie­bung nach Chi­na wird aus­ge­schlos­sen, da den Uigu­ren dort Fol­ter und Todes­stra­fe drohen.

Aus Furcht vor Pro­te­sten aus Peking hat sich bis­lang kein Dritt­land bereit gefun­den, den 17 Uigu­ren Zuflucht zu gewäh­ren. 114 Staa­ten haben ent­spre­chen­de Anfra­gen nach Infor­ma­tio­nen der US-Behör­den aus­drück­lich abge­lehnt. Auch der deut­sche Außen­mi­ni­ster Frank-Wal­ter Stein­mei­er will die Uigu­ren nicht auf­neh­men, obwohl sich deut­sche Poli­ti­ker aller im Bun­des­tag ver­tre­te­nen Frak­tio­nen aus huma­ni­tä­ren Grün­den dafür aus­ge­spro­chen haben, zumin­dest eini­gen von ihnen in Deutsch­land Asyl zu gewähren.

Im Mai 2006 hat­te Alba­ni­en auf Bit­ten der USA fünf wei­te­re in Guan­ta­na­mo fest­ge­hal­te­ne Uigu­ren als poli­ti­sche Flücht­lin­ge auf­ge­nom­men. Die alba­ni­sche Regie­rung erhoff­te sich damit grö­ße­re Chan­cen bei ihrem Auf­nah­me­ge­such in die NATO.

(PM)

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