Kasachstan: Moslems drängen auf Legalisierung der Polygamie


(Ast­a­na) Im kasa­chi­schen Par­la­ment wur­de ein Gesetz­ent­wurf zur Lega­li­sie­rung der Poly­ga­mie ein­ge­bracht. Im mehr­heit­lich isla­mi­schen Zen­tral­asi­en ist Viel­wei­be­rei ein ver­brei­te­tes Phä­no­men. Die Zusatz­frau­en und deren Kin­der haben jedoch meist kei­ne Rech­te. Wohl­ha­ben­de­re Män­ner „kau­fen“ sich abseits der gel­ten­den Rechts­la­ge jün­ge­re Zweit- und Dritt­frau­en von armen Familien.

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Die Befür­wor­ter der Poly­ga­mie begrün­den den Vor­stoß mit dem isla­mi­schen Recht, das jedem Mos­lem bis zu vier Frau­en zuge­steht, wenn er imstan­de ist, sie zu erhal­ten. Wei­ters behaup­ten sie, dies kön­ne eine Mög­lich­keit sein, die demo­gra­phi­sche Lage des Lan­des zu ver­bes­sern. Im isla­mi­schen Zen­tral­asi­en war die Poly­ga­mie durch Jahr­hun­der­te vebrei­tet und noch wäh­rend der Sowjet­zeit hat­ten vie­le Män­ner meh­re­re Frau­en, wenn auch nur die erste Ehe recht­li­che Gül­tig­keit hat­te. Ähn­li­che Vor­schlä­ge wur­den bereits in den letz­ten Jah­ren vor­ge­bracht, z.B. von der isla­mi­schen Frau­en­li­ga Kasach­stans, deren Vor­sit­zen­de, Ami­na Abd­ur­ka­rim Qyzy, erklär­te, daß die Lega­li­sie­rung der Poly­ga­mie „vie­le Män­ner und Frau­en glück­lich machen würde“.

Exper­ten sind der Ansicht, daß im Süden des Lan­des, wo die isla­mi­sche Tra­di­ti­on stär­ker ver­wur­zelt ist, bereits vie­le Män­ner mehr als eine Frau haben. Die Poly­ga­mie ist seit 1988 kein Straf­tat­be­stand mehr. Bei Schei­dung oder Tod des Man­nes sind die nach­ge­reih­ten Frau­en und deren Kin­der jedoch völ­lig recht­los. Die Schei­dung von einer Frau ist nach isla­mi­schem Recht für den Mann pro­blem­los erreichbar.

Doch gibt es im Land hef­ti­gen Wider­stand gegen die Bestre­bun­gen. Die isla­mi­sche Abge­or­den­te Bahyt Syz­dy­ko­va bezeich­ne­te den Antrag schlicht als „sinn­wid­rig“. Im Mai pro­vo­zier­te sie in einer Fern­seh­dis­kus­si­on mit dem Vor­schlag, dann aber auch gleich­zei­tig die Poly­an­drie ein­zu­füh­ren und es auch den Frau­en zu erlau­ben, meh­re­re Män­ner zu haben, was ihr hef­ti­ge Angrif­fe ein­brach­te. Die Abge­ord­ne­te for­dert seit Jah­ren, daß nicht die Poly­ga­mie ein­ge­führt, son­dern den unehe­lich gebo­re­nen Kin­dern end­lich mehr Rech­te zuer­kannt wer­den sollten.

Wie eine Umfra­ge der kasa­chi­schen Tages­zei­tung Express K ergab, lehnt sowohl eine Mehr­heit der Frau­en als auch der Män­ner die Lega­li­sie­rung der Viel­wei­be­rei ab. Wäh­rend aber rund 40 Pro­zent der Män­ner dafür wären, sind 73 Pro­zent der Frau­en dage­gen. Wei­te­re 22 Pro­zent der Frau­en wür­den sie nur unter der Bedin­gung akzep­tie­ren, daß jede Frau getrennt in einem eige­nen Haus oder eige­nen Woh­nung und mit den glei­chen Lebens­stan­dards leben könnte.

Die Fra­ge wird auch in den ande­ren ehe­ma­li­gen Sowjet­re­pu­bli­ken Zen­tral­asi­ens dis­ku­tiert, in denen die Situa­ti­on ver­gleich­bar ist. Beob­ach­ter berich­ten, daß in eini­gen Regio­nen, sich Män­ner, die das nöti­ge Geld besit­zen, eine zwei­te oder eine drit­te jün­ge­re Frau neh­men. Sie „kau­fen“ sie von armen Fami­lie, indem sie den Ver­wand­ten eine finan­zi­el­le Zuwen­dung zukom­men lassen.

(Asianews/​JF)

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