(Rom) Immer mehr Ehen werden vom vatikanischen Ehegericht, der Rota Romana, annulliert. Jede fünfte in Italien geschiedene Ehe wurde aus verschiedenen Gründen annulliert, berichtete die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera.
Die Partner sind somit frei, jemand anderen zu heiraten. Gründe für Annullierungen können die prinzipielle Ablehnung von gemeinsamen Kindern oder einer monogamen Beziehung durch mindestens einen der Ehepartner, äußerer Druck bei der Eheschließung oder arglistige Täuschung sein.
Die Zahl der Eheannullierungen, die bei der Rota beantragt werden, ist laut dem Bericht in den letzten drei Jahren um 25 Prozent gestiegen. Das Phänomen betrifft nicht nur Italien. Auch aus dem Ausland treffen viele Anträge auf Eheannullierung ein. Die meisten Anträge zur Beendigung der Ehe kämen aus den USA und Polen.
Das kirchliche Ehegericht im Vatikan beschäftigt sich nur mit den „schwierigen“ Annullierungsfällen, in dem die Ehegerichte erster und zweiter Instanz unterschiedliche Urteile gefällt haben. Die meisten Annullierungsverfahren werden in den jeweiligen Diözesen abgewickelt.
Der Papst hat kürzlich die kirchlichen Eherichter ermahnt, bei der Annullierung von Ehen äußerst restriktiv vorzugehen. Vor allem sei „psychisches Unvermögen“ in der Regel kein Grund, eine Ehe als nicht vollzogen zu betrachten, sagte der Papst laut der Tageszeitung. Das Blatt berichtete, daß oft bis zu 20.000 Euro gezahlt werden, um bei den Diözesen die Annullierungsverfahren zu beschleunigen.
Die kirchlichen Eherichter müßten dagegen die Eheleute dazu anhalten, auch auf Kosten von Opfern und Verzicht die Hürden zu überwinden, die einer Verwirklichung der Ehe entgegenstehen. Der Papst warnte die kirchlichen Eherichter davor, psychologische Gutachten unkritisch zu akzeptieren.
(ORF/ JB)