(Bagdad) „Ausdruck der Verzweiflung“ von Al-Qaida im Irak oder ein Instrument, um „Jugendliche zu den Waffen zu rufen“ und damit die Reihen der Bin Laden-Anhänger zu verjüngen? Ein Al-Qaida-Video mit Kindern, die bei der Terrorausbildung gezeigt werden, schockiert die Welt. Sein Inhalt wird von Beobachtern unterschiedlich bewertet. Die im Video zu sehenden Kinder, die mit Maschinenpistolen, Panzerfäusten und Handgranaten trainieren, dürften keine elf Jahre alt sein. Terrorexperten gehen davon aus, daß „der Einsatz von Frauen und Kindern nicht auf einen Mangel an Männern hinweist, sondern einzig zur Umgehung der Kontrollpunkte dient, um bewachte Terrorziele erreichen zu können“. Mit dem Einsatz von „Unverdächtigen“ wie Kinder, Frauen und zuletzt auch Behinderten wird eine ganz neue schreckliche Seite einer Kultur des Todes sichtbar.
Das Horrorvideo wurde vom Oberkommando der US-Streitkräfte im Irak veröffentlicht, dem die Aufzeichnungen Anfang Dezember bei einer Anti-Terroraktion in die Hände gefallen waren. Es ist nicht bekannt, wann das Video entstanden ist. Es sei aber nicht das erste Mal, daß solches Material gefunden wurde, erklärte der US-Militärsprecher Admiral Gregory Smith, laut dem die Rekrutierung neuer Anhänger das Ziel sei.
Von der Presseagentur Asianews kontaktierte Fachleute im Irak bestätigen, daß die Kinder wahrscheinlich keinem Zwang ausgesetzt wurden, um an den Terrorübungen teilzunehmen. „Psychologisch ist die Natur des Jugendlichen im Irak extremistisch“, heißt es in Fachkreisen irakischer Jugenderzieher, „entweder schwarz oder weiß, gut oder böse“. Aus diesem Grunde sei es leicht, Kinder und Jugendlich anzuziehen, vor allem wenn man auch die finanzielle Belohnung berücksichtigt, die sie dafür erhalten. Bewohner von Bagdad erzählen laut Asianews, daß viele Kinder „aggressiv“ würden, wenn sie mit ihren Spielzeugwaffen spielen. „Die Kinder sehen zuviele Bewaffnete“, sagen die Fachleute.
Die Vereinigung irakischer Psychologen API hat Anfang 2006 die bisher einzige psychologische Kinderstudie seit dem Krieg 2003 durchgeführt. Laut dieser Studie finde die Gewalt einen schwerwiegenden Niederschlag in den Kindern. „Die einzigen Dinge, die sie im Kopf haben, sind Gewehre, Munition, Tote und die Angst“, hatte Marwan Abdullah der Sprecher der API dazu erklärt.
(asianews/RP)