(Rom/ Köln) Die neue Fassung der lateinischen Fürbitte für die Juden im so genannten „außerordentlichen Ritus“ stößt auf Irritation. Der für Juden verletzende Satz sei zwar gestrichen worden, doch die Substanz sei die gleiche, zitieren italienische Tageszeitungen den römischen Oberrabbiner Riccardo di Segni. Der Vatikan habe lediglich kosmetische Korrekturen vorgenommen.
Segni wörtlich: „Das ist ein grundlegendes Hindernis für den Dialog zwischen Juden und Christen, ein Schritt um 45 Jahre zurück“ (Il Messaggero). „Ich bin sehr enttäuscht.“ (La Repubblica).
Der Kölner Rabbiner Netanel Teitelbaum stimmt zunächst zu, betont im Gespräch mit Radio Vatikan aber: „Ich hoffe, daß es nicht die Intention ist, die andere Seite zu missionieren. Ich hoffe, daß ich das falsch verstanden habe.“
Dialog könne es nur geben, wenn die Juden in ihrem Anderssein akzeptiert würden. Doch die Fürbitte gehe weiterhin davon aus, daß die Juden „zur Erkenntnis der Wahrheit Christi gelangen“ sollten, so die Rabbiner. Teitelbaum will jedoch keinen Stachel in die jüdisch-katholischen Beziehungen treiben: „Ich bin sicher, daß die katholische Kirche einen Weg finden wird, das zu erklären, und ich bin sicher, daß sie die jüdischen Gefühle nicht verletzen möchten. Das war bestimmt nicht die Absicht, aber jetzt brauchen wir auch eine klare Linie. Wenn den Juden der christliche Glauben beigebracht werden soll, wozu braucht man dann Dialog?“
Seine Enttäuschung, aber auch seine Hoffnung zieht der Kölner Rabbiner nicht zuletzt aus der Begegnung mit Papst Benedikt während des Weltjugendtags in Köln. Teitelbaum hatte den Papst dort begrüßt: „Ich erinnere mich noch, damals als Papst Benedikt bei uns war, gab es in einer der Reden ein Zitat des ehemaligen Ehrenvorsitzenden unserer Gemeinde, das besagt: Laß uns Juden gute Juden sein und sie gute Christen sein. Das war ein Standpunkt, daß jeder seine Religion kennen soll, aber keine andere Religion hat die Aufgabe, sie der anderen beizubringen.“
Sollte die katholische Kirche am Bekehrungsgedanken festhalten, würde das jedoch den bisherigen Dialog in Frage stellen, ergänzt Teitelbaum.
(RV)