(Rom) Nach der Einnahme von 200 mg Mifepriston (bekannt als RU486, das den Embryo im Mutterleib tötet) und zwei Tage später von 800 mcg Misoprostol, das Pharmakum (eigentlich gegen Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre im Einsatz), das Wehen auslöst, um das tote Kind auszustoßen, fühlt sich ein amerikanisches Mädchen schlecht. Schüttelfrost, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Brechreiz und Schwindelgefühle. Man denkt an die üblichen Nebenwirkungen, doch der Zustand verschlechtert sich. Das Mädchen begibt sich ins Krankenhaus. Dort verschreibt man ihr Medikamente. Sie kehrt nach Hause zurück. Es vergeht noch ein Tag. Es geht ihr sehr schlecht. Schließlich wird sie in die Erste Hilfe eingeliefert. Es kommen Bluthochdruck und Herzflattern dazu. Untersuchungen finden statt. Erneut bekommt sie Antibiotika und wird einer chirurgischen Kontrolluntersuchung unterzogen. Man findet zweieinhalb Liter trüber Bauchfellflüssigkeit. Sie kommt auf die Intensivstation. 16 Stunden später stirbt das Mädchen.
Die Autopsie bestätigt die Präsenz con Clostridium Sordellii in der Gebärmutter, das Bakterium, das für den Tod verantwortlich ist. Das ist einer von 16 bekannten Todesfällen durch die Einnahme der Abtreibungspille RU486. Über diesen Todesfall berichtete im November 2007 die Fachzeitschrift Obstetrics & Gynecology des American College of Obstetricians and Gynecologists. Doch diese Todesfälle reichen nicht aus gegen starke ökonomische Interessen, die auf den Vertrieb dieser Pille drängen, um zu verhindern, daß RU486 zum Instrument der „Geburtenkontrolle“ wurde.
In diesem Zusammenhang ist die Stellungnahme der Fnomceo zu lesen, des Dachverbandes der italienischen Chirurgen und Zahnärzte, mit der diese am 23. Februar „endlich“ die Zulassung der chemischen Abtreibung durch Einnahme von RU486 und keine Beschränkungen der „Pille danach“ forderten. Die „Pille danach“ bezeichneten die Chirurgen und Zahnärzte als „Notfallverhütungsmittel“, das in amerikanischen Supermärkten, in Frankreich, Spanien, Finnland, Griechenland, Israel, Mexiko, den Niederlanden, der Schweiz, Großbritannien, Südafrika, Albanien, Algerien, Belgien, Quebec, Chile, Dänemark, Norwegen, Portugal und Schweden ohne Rezeptpflicht verkauft wird und von einigen lateinamerikanischen Regierungen als Verhütungsmethode gefördert wird. Die Stellungnahme ist im Zusammenhang mit der seit Monaten in Italien herrschenden Abtreibungsdebatte und der Forderung nach einem internationalen Abtreibungsmoratorium zu sehen, aber auch mit Blick auf die im April anstehenden vorgezogenen Parlamentswahlen. Das Abtreibungsthema wurde von Giuliano Ferrara und seiner Liste für das Leben „Für das Abtreibungsmoratorium – Abtreibung? Nein Danke“ zum Wahlkampfthema gemacht.
Der italienische Ärzteverband Fnomceo erwähnt mit keinem Wort das Recht jedes Arztes, aus Gewissensgründen die Verschreibung der „Pille danach“ zu verweigern (in Italien ist die Pille rezeptpflichtig). Dies hat auch der nationale Bioethikrat erneut bekräftigt. Die Fnomceo behauptet vielmehr die angebliche „Modernität“ des Abtreibungsgesetzes, spricht sich für die Präimplantationsdiagnostik aus, die erst 2005 von der italienischen Bevölkerung in einer Volksabstimmung verworfen wurde, und von der selbst der laizistische Vorsitzende des französischen Bioethikrates sagt, daß sie sich in eine eugenische Praktik verwandelt, zu einem Instrument zur Beseitigung kranker, nicht „perfekter“ Kinder.
Der Verband der katholischen Ärzte Italiens (AMCI) stellte umgehend fest, daß die Fnomceo nicht die Mehrheit der italienischen Ärzte vertrete und forderte die Standeskollegen auf, den Artikel 3 des Berufskodexes nachzulesen, den sich die Ärzte Italiens geben haben. Dort heißt es: „Pflicht des Arztes ist der Schutz des Lebens.“
„Manchmal scheinen Regeln und Normen gemacht, um nicht befolgt zu werden“, kommentiert die Presseagentur Fides den Abtreibungsvorstoß der Chirurgen und Zahnärzte, „wie zum Beispiel in Italien, wo ehrgeizige und bekannte Ärzte mit Nachdruck die Euthanasie propagieren oder der Menschheit eine bisexuellen Zukunft prophezeien. Oder wo die internationalen Organisationen der UNO seit Jahrzehnten in ihren Dokumenten die natürliche Ordnung der Welt umstoßen, indem sie nicht mehr von Mann und Frau sprechen, sondern Begriffe verwenden, mit denen die Identität annulliert werden soll.
Das alles geschieht nicht zufällig. In der jüngsten Enzyklika von Papst Benedikt XVI. findet sich ein Zitat von Immanuel Kant: „Sollte es mit dem Christentum einmal dahin kommen, daß es aufhörte, liebenswürdig zu sein […]: so müßte […] eine Abneigung und Widersetzlichkeit gegen dasselbe die herrschende Denkart der Menschen werden; und der Antichrist […] würde sein (vermutlich auf Furcht und Eigennutz gegründetes) obzwar kurzes Regiment anfangen: alsdann aber, weil das Christentum allgemeine Weltreligion zu sein zwar bestimmt, aber es zu werden vom Schicksal nicht begünstigt sein würde, das (verkehrte) Ende aller Dinge in moralischer Rücksicht eintreten.“
Das Aufgeben des Christentums und der Krieg gegen seine Prinzipien, an erster Stelle gegen das Leben und gegen die Menschenwürde, könnte nach Kant – vom Papst zitiert – zu einem nicht natürlichen, einem entarteten Ende der Menschheit führen, zu einer Art von Selbstzerstörung in moralischer und in physischer Hinsicht. „Der Relativismus, von dem die westliche Gesellschaft durchdrungen ist, hat diese Kraft, die das private und das öffentliche Leben verseucht“, so der Pressedienst der päpstlichen Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
(Fides/RP)