Jüdischer Mathematiker der „Sapienza“ verteidigt Papst – „Ersatzreligion des Scientismus und Laizismus an Universitäten stark verbreitet“


(Rom) Die Nach­rich­ten­agen­tur Zenit ver­öf­fent­lich­te am 22. Janu­ar ein Inter­view mit dem jüdi­schen Pro­fes­sor Gior­gio Isra­el, der Ordi­na­ri­us für Mathe­ma­tik an der römi­schen Uni­ver­si­tät La Sapi­en­za ist, die ver­gan­ge­ne Woche im Mit­tel­punkt einer Pole­mik stand. Zunächst hat­ten Rek­tor und aka­de­mi­scher Senat Papst Bene­dikt XVI. zur Eröff­nung des aka­de­mi­schen Jah­res ein­ge­la­den, woge­gen eine Grup­pe von Dozen­ten und eine Hun­dert­schaft von Links­ra­di­ka­len pro­te­stier­te. Der Papst sag­te die Teil­nah­me ab und mach­te damit die Into­le­ranz extre­mer Lai­zi­sten, die ihm das Wort ver­bie­ten woll­ten, in aller Öffent­lich­keit sichtbar.

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Gior­gio Isra­el erklärt in dem Inter­view, daß man „einen Preis zah­len muß, wenn man den Papst ver­tei­digt“. Der Mathe­ma­ti­ker hat­te mit einem Bei­trag für die päpst­li­che Tages­zei­tung L’Osservatore Roma­no und einer öffent­li­chen Erklä­rung den Papst und des­sen Posi­ti­on zu Gali­leo Gali­lei gegen „unbe­rech­tig­te Angrif­fe“ von 67 Lehr­kräf­ten (von 4500) der La Sapi­en­za ver­tei­digt. Isra­el schätzt den Image­scha­den, den die römi­sche Uni­ver­si­tät auf natio­na­ler und auch inter­na­tio­na­ler Ebe­ne durch das Ver­hal­ten jener Grup­pe von Dozen­ten und Stu­den­ten erlit­ten hat, als „schwer­wie­gend“ ein. Vor allem die Glaub­wür­dig­keit habe gelit­ten. Er habe zahl­rei­che fas­sungs­lo­sen Zuschrif­ten von Wis­sen­schaft­lern erhal­ten, vor allem auch aus den USA.

Der Ordi­na­ri­us für Mathe­ma­tik nimmt nicht an, daß die Pro­te­ste nur ein Vor­wand für inner­uni­ver­si­tä­re Riva­li­tä­ten rund um die Rek­to­ren­wahl waren, wie nach­träg­lich man­che mut­maß­ten. Sei­ner Mei­nung nach geht es um viel mehr: „Jener Teil der uni­ver­si­tä­ren Welt, der immer mit der extre­men Lin­ken ver­bun­den war, beson­ders mit der kom­mu­ni­sti­schen Par­tei, fühlt sich seit dem Ende der mar­xi­sti­schen Ideo­lo­gie ver­waist. Er hat sich eine Art Ersatz­re­li­gi­on geschaf­fen, wie Geor­ge Stei­ner sagt: den Szi­en­tis­mus und Lai­zis­mus. An den Uni­ver­si­tä­ten begeg­nen wir einer hohen Kon­zen­tra­ti­on an Per­so­nen, die eine sol­che ideo­lo­gi­sche Sicht­wei­se haben, weit mehr als in der übri­gen Gesellschaft.“

Pro­fes­sor Isra­el meint nicht, daß die Rede des Pap­stes eine sol­che Art von Ideo­lo­gie direkt abbau­en hät­te kön­nen. Dafür sei ein län­ge­rer Pro­zeß not­wen­dig. Grund­sätz­lich stell­te er fest, daß im Pro­test gegen den Papst drei Grup­pen zu unter­schei­den sei­en. Die Grup­pe der radi­ka­len Stu­den­ten stel­le eine ver­schwin­dend klei­ne Min­der­heit unter den Stu­den­ten der La Sapi­en­za dar, die eine Art „Fluch“ für die Uni­ver­si­tät sei. Immer wie­der ver­su­che die­se radi­ka­le Grup­pe ihren Wil­len der über­gro­ßen Mehr­heit der Stu­den­ten auf­zu­zwin­gen. Im Lehr­kör­per schaue die Sache anders aus: „Es waren nur 67, die den Pro­test­brief unter­schrie­ben haben. Es sind aber weit mehr, die so den­ken, das kann ich aus eige­ner Erfah­rung sagen. Aller­dings gibt es eben­so sehr sehr vie­le, die die Sache voll­kom­men anders sehen. Es ist schwie­rig, genaue Pro­zent­sät­ze zu nen­nen. Ich wür­de aber sagen, daß sich der Lehr­kör­per je zur Hälf­te auf die­se bei­den Posi­tio­nen aufteilt.“

Isra­el ist der Mei­nung, daß der Umdenk­pro­zeß daher einen län­ge­ren Zeit­raum umfas­sen wer­de, da er wohl nur lang­sam durch einen aus­führ­li­chen Dia­log zustan­de kom­me. Schritt für Schritt müs­se nach­ge­wie­sen wer­den, daß „szi­en­ti­sti­sche, lai­zi­sti­sche und radi­kal­li­be­ra­le Posi­tio­nen“ über­holt sei­en. „Aller­dings“, so wie­der­holt Isra­el, „braucht ein sol­cher Pro­zeß viel Zeit.“ Einst­wei­len sei es not­wen­dig, an den Uni­ver­si­tä­ten „Netz­wer­ke von Per­so­nen auf­zu­bau­en, die an die­sem Dia­log inter­es­siert sind und mit Geduld Gegen­po­si­tio­nen zum Szi­en­tis­mus und Lai­zis­mus vertreten“.

Daß die 67 Dozen­ten den Papst gera­de wegen sei­nes Zitats des Phi­lo­so­phen Feyer­abend zu Gali­lei kri­ti­sier­ten, kann sich Prof. Isra­el nur damit erklä­ren, daß die Rede, die der Papst 1990 noch als Kar­di­nal zum Fall Gali­lei gehal­ten hat­te, nicht rich­tig gele­sen und offen­sicht­lich nicht rich­tig ver­stan­den wor­den ist. Wegen sei­ner Ver­tei­di­gung des Pap­stes erle­be er an der Uni­ver­si­tät in bestimm­ten Krei­sen eine deut­li­che Ableh­nung. Das sei der Preis, den er bezah­len müs­se, „denn – ich wie­der­ho­le – das Kli­ma ist ins­ge­samt ideologisiert“.

(Zenit/​RP)

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