(Damaskus/Bagdad) In einem dramatischen Bericht an asianews schildert P. Hani Abdel Ahad, Priester der mit Rom unierten chaldäisch-katholischen Kirche im Irak, seine Entführung durch Islamisten. Im Juni 2007 war P. Hani in Bagdad entführt worden. 12 Tage verbrachte er in den Händen seiner Geiselnehmer. Nach der Zahlung eines Lösegeldes wurde er freigelassen und lebt heute zu seiner eigenen Sicherheit in Syrien.
Der chaldäische Priester berichtet über die tägliche Gewalt, die psychologischen und physischen Foltern, die von seinen Entführern gegen ihn angewandt wurden. P. Hani betont, daß es keineswegs nur das Geld sei, das die „lukrative Industrie“ der Entführung von Priestern im Irak antreibe: „Ich habe den tiefen Haß gesehen, den die Terroristen gegen die Christen hegen und habe am eigenen Leib ihre Absicht verspürt, uns aus dem Irak zu vertreiben.“
P. Hani war am 6. Juni 2007 in Bagdad gemeinsam mit vier Kindern aus seiner Pfarrei entführt worden. Nur drei Tage zuvor waren P. Ragheed Gani und drei Diakone in Mosul ermordet worden.
Jeden Tag beschimpften die Islamisten den Priester als „Ungläubigen“ und forderten ihn auf, sich zum Islam zu bekehren. Auf seine Ablehnung hin brachen sie ihm zuerst die Nase, dann eine Rippe und so ging es weiter.
Bis zu seiner Entführung war P. Hani an einem bischöflichen Gymnasium in Bagdad tätig, das Ziel immer neuer Aggressionen durch islamistische Milizen war. Als schließlich nur mehr drei Schüler übrigblieben, übernahm er auch die Betreuung einer Pfarrei, die an einem „sensiblen“ Punkt der irakischen Hauptstadt zwischen einem sunnitischen und einem schiitischen Stadtviertel lag. Obwohl P. Hani die permanenten Drohungen und Einschüchterungsversuche den Behörden zur Anzeige brachte, bekam er von staatlicher Seite keine Hilfe.
Schließlich wurde er auf offener Straße mit vier Kindern aus seiner Pfarrei entführt. Während die Kinder am nächsten Tag wieder freigelassen wurden, schleppte man P. Hani 12 Tage lang durch verschiedene Verstecke. Die ersten vier Tage seiner Gefangenschaft mußte er nackt und gefesselt am Boden liegend verbringen. Neben ihm wurde ein ebenfalls entführter irakischer Polizeioffizier „abgeurteilt“ und erschossen. Nach einem gespielten „Prozeß“ mit Todesurteil erklärten ihm die Islamisten, ihn nicht zu töten, da das „unreine Blut“ eines Christen den Ort dermaßen „verunreinigen“ würde, daß sie nicht mehr dort beten könnten.
„Ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, aber nach ihren Akzenten zu schließen, waren einige von ihnen sicher Iraker“, so P. Hani. „Es waren auch andere Araber in der Gruppe, aber die Radikalsten dürften Afghanen gewesen sein.“
Ziel der Islamisten, ist sich der Priester sicher, sei die Vertreibung der Christen aus dem Irak. Die Entführungen sollen Geld einbringen, aber vor allem die Christen einschüchtern und zum Verlassen des Landes treiben. Tatsächlich, so die Einschätzung von P. Hani, wolle heute die große Mehrheit der chaldäischen Christen die Krisenregion Richtung Westen verlassen.
Aus Sicherheitsgründen mußte er den Irak mit seiner Familie verlassen und fand vorerst Zuflucht im nahen Syrien, wo er nun als Pfarrer in der Stadt Sednaya ist und sich vom Entführungstrauma erholt. Dort dankt er Gott für den Glauben, der die „einzige Hoffnung ist, die uns vorangehen läßt“.
(asianews/RP)