(Saarbrücken/ Berlin) Bisher gingen westliche Islamforscher genau wie die Religion selbst davon aus, daß die Anfänge des Islam genau datiert seien. Mohammed soll von 570 bis 632 in Mekka und Medina gelebt und die Offenbarungen Allahs verkündet haben. Knapp 20 Jahre nach seinem Tod habe der Koran und damit die Grundlage der islamischen Religion in endgültiger Form vorgelegen, heißt es bisher.
Das widerlegt nun die Arbeitsstelle für Religionswissenschaft an der Universität des Saarlandes unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Ohlig. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie in dem Band Der frühe Islam – Eine historisch-kritische Rekonstruktion anhand zeitgenössischer Quellen.
Der katholische Theologe und seine Forschergruppe gehen vielmehr davon aus, daß der Koran auf eine christliche Gruppierung in Syrien zurückgeht, die sich der Erhebung Jesu zum Gottessohn widersetzte und an einem „reinen“ Monotheismus festhielt. „Muhammad“ sei ursprünglich ein auf Jesus bezogener Titel gewesen und mit „der Gepriesene“ zu übersetzen. So laute die Übersetzung der arabischen Inschrift im 691 erbauten Felsendom in Jerusalem nicht „Mohammed ist der Knecht Gottes und sein Gesandter“ sondern, „Gelobt sei der Knecht Gottes und sein Gesandter … denn der Messias Jesus, Sohn der Maria, ist der Gesandte Gottes und sein Wort.“ Das entspreche der damaligen syrischen Theologie, die Jesus nicht als Sohn Gottes anerkannt haben.
Karl-Heinz Ohlig untermauert seine Auffassung mit der Feststellung, daß Muhammed im Koran nur vier Mal vorkommt, Jesus dagegen 24, Maria 34 und Moses sogar 136 Mal.
Die Forscher schlußfolgern, daß der Islam christliche Wurzeln habe und sich aus dem syrischen Christentum reformiert habe.
Siehe auch:
Verlag Hans Schiler – Der frühe Islam
(JF)