(BGr/ Sayn) Am 7. Juli 2007 jährt sich zum 800. Mal der Geburtstag der Hl. Elisabeth. Beginnend mit dem 19. November 2006, ihrem Namensfest, feiern katholische und evangelische Christen in aller Welt gemeinsam ein ganzes Jahr lang das Gedächtnis ihrer großen Heiligen.
Neben den bekannten Veranstaltungsorten in Marburg und auf der Wartburg finden erstmals auch in Sayn eine Reihe von kulturellen, theologischen, spirituellen und musealen Veranstaltungen rund um Schloss und Abtei Sayn statt. Dazu zählen Lichterprozessionen, Vorträge, Ausstellungen, Kindertheater, ein Musical und als feierlichen Höhepunkt ein Pontifikalamt mit Bischof Dr. Reinhard Marx. Etwas Außergewöhnliches hat sich auch der Garten der Schmetterlinge Schloss Sayn einfallen lassen: Alle »Elisabeths« erhalten während der Saison freien Eintritt zu den Schmetterlingen und ins Schloss.
Zum Auftakt feiert der Förderkreis Abtei Sayn am 19. November 2006 in der Abteikirche sein 25-jähriges Bestehen. Nach einem Festgottesdienst wird die neue Außenbeleuchtung der Abtei gesegnet und anschließend in einer Lichterprozession das Armreliquiar der Hl. Elisabeth zur Schlosskapelle getragen.
In Sayn steht während des Festjahres im Mittelpunkt der Verehrung die Armreliquie der Hl. Elisabeth, die ihre Tochter Gertrud als Äbtissin des Klosters Altenberg bei Wetzlar bereits um 1240 in ein kostbares Reliquiar fassen ließ. Fürstin Leonilla zu Sayn-Wittgenstein, eine Nachkommin der Heiligen, erhielt diesen Schatz beim Kauf des Sayner Schlosses zum Geschenk. 1860 ließ sie zur Aufbewahrung der Reliquie die Schlosskapelle errichten, in deren Elisabeth-Altar das kostbare Stück zur Verehrung noch heute präsentiert wird.
Elisabeth war die Tochter von König Andreas II. von Ungarn. Als Vierjährige wurde sie mit dem Thüringer Landgrafensohn verlobt und auf die Wartburg gebracht. 1221 – Elisabeth war 14 Jahre alt – wurde Hochzeit gefeiert.
Zwischen der Großen Heiligen (1207–1231) und dem damals lebenden Sayner Grafenpaar Heinrich III. und Mechthild bestanden enge familiäre Beziehungen. Mechthilds Mutter Jutta von Thüringen war eine direkte Kusine des Landgrafen Ludwig IV., Elisabeths Mann. Mechthild verbrachte einen Teil ihrer Kindheit gemeinsam mit der Königstochter Elisabeth am Thüringer Hof. Als Mechthild bereits um 1215 Heinrich III. von Sayn heiratete, brachte sie das umfangreiche thüringische Erbe am Rhein mit in die Ehe.
Nach dem frühen Tod ihres geliebten Mannes während eines Kreuzzugs ins Hl. Land geriet die 20-jährige Elisabeth zusehends unter den Einfluss ihres Beichtvaters Konrad von Marburg. Mit oftmals grausamer Strenge zwang er sie zum Verlassen ihrer drei kleinen Kinder und zu absolutem Gehorsam. Ihre tiefe Frömmigkeit, Barmherzigkeit gegenüber den Armen und radikale Selbstaufgabe führte auch zu unlösbaren Konflikten mit dem Thüringer Hof.
Es wird vermutet, dass Elisabeth in dieser schweren Zeit mit ihren Kindern bei Heinrich und Mechthild in Sayn Schutz und Zuflucht suchte. Darauf deutet auch der tödliche Konflikt zwischen Konrad von Marburg und Heinrich von Sayn hin.
Der päpstliche Inquisitor klagte Heinrich III., einen der mächtigen Herrscher der damaligen Zeit, ohne erkennbaren Grund der Ketzerei an, was einem Todesurteil gleichkam. Erst auf Intervention von Papst und König wurde Heinrich freigesprochen. Konrad bezahlte dafür mit seinem Leben. Er wurde 1233 von Heinrichs Mannen erschlagen.
Das beeindruckendste Zeugnis der engen verwandt- und freundschaftlichen Beziehungen der Sayner Grafen zur Hl. Elisabeth und Ihren Kindern findet man in der um 1300 von dem rheinischen Dichter Zilies von Seine aufgeschriebenen Totenklage auf Heinrich von Sayn, in der 21 adelige Damen den Tod dieses großen Mannes beklagen – darunter auch Elisabeths älteste Tochter Sophie von Brabant, die Heinrich darin ihren »Vater« nennt:
»Sophia von Seyn, hertzogynne zu Brabantt: O herr Gott, der mich geschoiff, erhor myns hertzen yamers roiff, hy lygt de lebe vader myn, erbarme dich gott over de sele syn.«
Im Hochdeutschen: »Sophia von Sayn, Herzogin zu Brabant: Oh Herrgott, der mich geschaffen, erhör meines Herzens Jammerruf, hier liegt der liebe Vater mein, erbarme dich, Gott, der Seele sein«
Das Elisabethjahr in Sayn soll die enge Verbundenheit des Ortes Sayn und seines Fürstenhauses zur Heiligen Elisabeth von Thüringen erneut verdeutlichen und die Menschen für das Leben und Wirken dieser außergewöhnlichen Heiligen begeistern.
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